Montag, 14. Dezember 2015

14.12.2015 - Landschaft - Linie und Raum - Federzeichnen: Tutta fantasia

Kurzfassung:

Kennenlernen der Stahlfederzeichnung.
Extreme Linie. Linienqualität.
Die Rolle des Spielens.
Fantasie statt Reproduktion.
Kopieren als Interpretation.
Landschaft ist Raum.
7 Arten der Raumdarstellung.


Folien des Abends:














Ausführlich:


Dienstag, 1. Dezember 2015

30.11.15 - Menschen zeichnen: Zusammenfassung 2

Zur Bella Principessa ein Nachtrag:

Dank Beate erfahren wir, dass der "Krimi" weitergeht, abstrus vielleicht, aber immerhin unterhaltsam.
Die Bildzeitung textet am 30.11. folgendes:
Bella Principessa nach Bild...

Wie dem auch immer sei, das Bild hat gefallen und war lehrreich, egal ob eine (zickige??? - wie kommen die nur da drauf, das Bild gibt es jedenfalls so nicht her) Kassiererin aus Bolton,  20.Jh GB oder eine (melancholische?!) Prinzessin des15.Jh aus I - es ist sehr schön gezeichnet, alles andere als plump (wer nur denkt das wirklich? - ich habe euch berühmte Pollaiuolos gezeigt, die  man durchaus plump nennen darf, aber das hier...?) und hat uns viel zu spielen und denken gegeben ;-))


Kurzfassung des Abends:

- Kurze Einführung in die Geschichte des Messens - Von Daumenbreiten, König Eduard II Gerstenkörnern bis zur französischen Revolution 1789 und dem Pariser Urmeter - wunderliches zum Messen in a Nutshell.

 Daumen, Inch, Fuss, Elle, siehe Wikipedia

Woher das DIN A4-Format herkommt und warum deshalb unsere bisher genutzten Behelfsmaße "irgendwie nicht stimmen". Dank der berechtigten und insistierenden Nachfrage einer Teilnehmerin musste ich notgedrungen outen, dass ich euch zwar mit dem Falten und Skribbeln auf gefaltetem A4-Kopierpapier das Erfassen von Proportionen erst einmal leichter zu machen versucht habe. Aber nun aufmerksam und beim Zeichnen stutzig geworden über die wahren Verhältnisse des Kopfes, wird klar, dass es zu deutlichen Verzerrungen und unschönen Vergrößerungen kommt, wenn man im Maßstab des vorgegeben A4-Blattes bleibt. Damit habe ich aber irgendwann gerechnet.

Also musste jetzt notgedrungen eine kurze aber auch hoffentlich faszinierende
- Einführung in die wunderliche Welt des sog. "Goldenen Schnittes" folgen.
An der Tafel habe ich euch Schritt für Schritt demonstriert, wie man aus einem einzigen Maß (angenommene oder gemessene Kopfbreite) alle idealen Größen und Platzierungen der "Bauteile" eines Kopfes mit einfachen Hilfsmittel finden kann.

WICHTIG: Das ist lediglich ein mit Achtsamkeit zu nutzendes Hilfsmittel zum Sehen und Vergleichen - kein Gesetz und keine Regel, der man das Beobachtete beim Zeichnen unterwerfen sollte!

Photoshopartisten in der Mode- und Werbebranche wenden allerdings ähnliche Methoden an, um Vorlagen von Fotomodels ins Überirdische hinzubiegen (mit allen Folgen, die dann bei Dr. Mang oder Psychotherapeuten sitzen...).

Künstler aller Art (Designer, Maler, Zeichner, Architekten uswusf)  haben schon immer seit der Entdeckung der Möglichkeiten einer "Regel" der schönen Gestaltung nach einem Goldenen Kanon mit diesen Methoden gearbeitet. Seit Praxiteles und Phidias' Götterbildnissen mindestens - und das ist lange her...(googlestdu).

Extremes Beispiel für eine konkrete Anwendung im Bereich Mode, Beauty und Schönheits-Chirurgie hier
 Marquard Maske
Der Autor hat ein US-Patent auf eine Ärzten behilfliche "Maske", nach der das menschliche Gesicht "ewigen Schönheitsregeln" folgend zurechtgerückt werden kann - ... no comment, aber interessantes Zeitgeistdokument zur Selbstoptimierungsindustrie - seis drum, Bildkünstler am PC und in Animationsstudios scheinen damit auch zu arbeiten. Leider ist alles nur in englisch verfügbar, lesen lohnt sich aber, auch wenns Mühe macht.
Weiterer Link mit interessanten Details zum Schönheitsbegriff:
Art, Science and Development

Ich habe für mich die Entdeckung gemacht, dass die übliche und meist auf simple Aufteilungsempfehlungen hinauslaufenden trivialen Erklärungen des Goldenen Schnitts (wie z.B. die kurzen Hinweise in Gestaltungslehren oder Phototip-Büchern) oft tatsächlich nur die Oberfläche des
Problems streifen und die faszinierenden Beziehungen, die sich aus diesen Methoden entwickeln lassen, nicht wirklich verständlich machen.
Ich verzichte allerdings in VHS Kursen meistens auch auf eine tiefere Erklärung, weil alleine schon die Nennung des Namens Pythagoras und Hinweise auf  "Strahlensatz" oder andere Geometrieklassiker meine Kurse schlagartig halbieren - was nicht im Sinne der Veranstalter ist...
Bei Bedarf werde ich kommenden Semester "Menschen zeichnen" - aber nur euer Interesse und vor allem eure Geduld vorausgesetzt - noch etliches Interessantes dazu zeigen können, was uns beim Betrachten und Zeichnen von Organischem wie Mensch, Tier, Pflanze weiterhilft.
(Stichworte: Fibonaccis Karnickelvermehrung, De Divina Proportione, aber auch allerlei Überhöhtes dazu, das mir viel zu esoterisch, religiös verbrämt und pseudowissenschaftlich erscheint - was aber alles zusammen dabei behilflich sein kann, einen anderen Blick auf die Erscheinung der Dinge zu lenken. Und darum geht es ja beim Zeichnen: Das SEHEN zu lernen!)

- Wir haben an diesem Abend gemeinsam auf euer Erinnerungsleporello aus einem Maß heraus die Frontalansicht eines menschlichen Schädels konstruiert, was euch bei der Aufgabe helfen soll, bis zum nächsten Semester diese oder jene STUDIE am Schädelmodell anzufertigen.

(Foto folgt)


FAZIT zum Schluss der Sequenz "Menschen zeichnen - Kopf":

Mit den im Kurs bislang gezeigten Methoden habt ihr nun ein Werkzeug an der Hand, euch mit allen Mitteln zeichnerisch die Welt zu erschliessen.


Die gesamte Spanne eurer Möglichkeiten reicht

- vom ertastenden und sich von Zwängen lösenden Heranskribbeln (E-motion), 

- über das maßlose, weil blinde aber geistesgegenwärtig unkontrollierte Genauhinschauzeichnen (Wahrnehmung) 

- bis zum mit mehr oder weniger begründeten Mutmaßungen (Wissen) arbeitenden Zeichnen.

Meines Erachtens stehen diese Ansätze  gleichwertig nebeneinander, gehen eins ins andere, ergänzen sich oder liegen in einem fruchtbaren, kreativen Konflikt - jedenfalls solange ihr versucht, in der Auseinandersetzung mit diesen unterschiedlichen Methoden euren eigenen zeichnerischen Weg zu entwickeln und vor allem eurem eigenen Blick auf die Dinge der Welt auf die Sprünge zu helfen.
Soweit abschliessend auch als Antwort auf Daniels Frage, wie Skribbeln, Blindzeichnen und Konstruieren zusammengehören.

Letztlich sind es SEH-und Zeichen-Hilfen aus verschiedenen Regionen der menschlichen Möglichkeiten.

Gucken und Zeichnen müßt und könnt ihr jetzt selbst...


(Fotos und Abbildungen folgen)







Dienstag, 24. November 2015

23.11.2015 - Menschen zeichnen: Zusammenfassung 1

Kurzgefasst

Wir haben an diesem Abend jeden einzelnen Schritt der Beschäftigung mit dem menschlichen Kopf noch einmal im Zusammenhang angeschaut. Dabei sollte festgestellt werden, dass in diesem Vorgehen das Modell für alle künftigen Auseinandersetzungen mit allen übrigen Objekten der Welt, die den Zeichnenden interessieren, gesehen werden kann:

- Warmups, die sich mit der Linie und der eigenen Verfassung beschäftigen
- Skribbels, die summarisch mit wenigen Hilfslinien nur ungefähr erfassen wollen, was man sieht, dabei aber auf möglichst unverkrampfte Weise allmählich den Blick auf die Tücken des Objekts lenken, mit der entspannten Gewissheit, dass nichts stimmen muss.
- Skribbels über Mutmassungen, Annahmen über Zusammenhänge und Maßpunkte.
- Blindzeichnung, die Einzelheiten der Form erschließen hilft, die Form dabei aber gerne aus den Augen verliert - was gut und schlecht zugleich ist.
Es zeigt sich, dass in der Realität alle Formen oft sehr viel komplexer sind, als man zunächst annimmt. Das Genauhinschauzeichnen räumt pöapö mit all diesen Vereinfachungen auf, nebenbei füllt sich das Erinnerungsreservoire über die Erscheinung der Dinge.
- Analytisches und konstrierendes Zeichnen parallel zur Beobachtung der Anatomie. Hier sind Vereinfachungen zunächst nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten, da gar nicht anders möglich.
Am Ende jedoch sollten sich alle Herangehensweisen und Beobachtungen zu einem Bild verdichten.

Mir ist es wichtig, hier noch einmal zu betonen, dass ich euch mit den konstruierten und analytischen Zeichnungen einen von vielen möglichen Wegen aufzeige, die dabei helfen sollen, den Blick organisiert auf etwas zu lenken, das sich in Wahrheit - etwa zeichnend vor einem lebenden Menschen - völlig anders darstellen wird. D.h. ihr erhaltet mit den Modellvorstellungen eine Blickhilfe, die euch in der Realität den ständigen "Regelbruch" oder die spezifische Variante beobachtbar machen hilft.


Demo an der Tafel:

Ihr habt eine Zeichnung auf einer langen Papierrolle in der Art eines Leporello angefangen, die euch Schritt für Schritt noch einmal vor Augen führen soll, wie man als Zeichnender exemplarisch an etwas so Komplexes wie den menschlichen Kopf herangehen kann.

Warmups, die sich mit der Linie und der eigenen Verfassung beschäftigen.

Skribbels, die summarisch mit wenigen Hilfslinien nur ungefähr erfassen sollen, was man sieht, dabei aber auf möglichst unverkrampfte Weise allmählich den Blick auf die Tücken des Objekts lenken, mit der entspannten Gewissheit, dass nichts stimmen muss.


Bei dieser Zeichnung wurde locker geskribbelt über einen am eigenen Gesicht abgenommenen Abstand von Kinn und Nasenansatz, dreimal übereinander plus ein Wenig, die Verdichtungen der Augenplätze auch aus dem gleichen Abstand und möglichst keine Einzelheit definiert!


Skribbels über Mutmassungen, Annahmen über Zusammenhänge und Maßpunkte.

Bei dieser Zeichnung wurde zwar aus Demogründen nicht locker gekribbelt, sondern auf einem Raster aus Hilfe- und Konstruktionslinien gleich das Beziehungsgeflecht der Elemente des Gesichts erklärt.
Aber es ist auf jeden Fall nützlich, dieses Beziehungsraster auch locker öfter mal nur zu skribbeln, um die Zusammenhänge durchzuspielen. Versucht auch dabei, eure Gewohnheiten zu brechen, indem ihr mal zuerst vom Kinn und Mund aus, dann Stirn und Ohren und zum Schluss erst Augen und Nase zeichnet. Viele beginnen immer zuerst mit den Augen und tappen dabei von vornherein in sämtliche Fallen des symbolischen Zeichnens... bei dem die Augen oft riesig werden und alle Proportionen aus dem Leim gehen...
Dieses Raster kann auch in reduzierter Form hilfreich sein, den Zusammenhang von grossen Formen und den Einzelheiten zu erkennen. Es empfiehlt sich also, alle Zwischenstufen der gezeigten Markierungen einmal locker durchzuskribbeln, bevor man an definierte Einzelheiten geht,

Blindzeichnung, die Einzelheiten der Form erschließen hilft. Es zeigt sich, dass in der Realität alle Formen oft sehr viel komplexer sind, als man zunächst annimmt. Das Genauhinschauzeichnen räumt pöapö mit all diesen inneren Vorurteilen und Vereinfachungen auf, nebenbei füllt sich das Erinnerungsreservoire über die Erscheinung der Dinge, was dem Zeichnenden nützt.

Analytisches und konstrierendes Zeichnen parallel zur Beobachtung der Anatomie. Hier sind Vereinfachungen zunächst nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten, weil die Realität atemberaubend komplizierter ist...

Am Ende jedoch sollten sich alle Herangehensweisen und Beobachtungen zu einem Bild verdichten, das nicht notwendig fotografisches Abbild sein muss, aber mit den gesammelten Informationen ein Neues, Anderes aus begründeten Annahmen schaffen kann, das nicht reinem Zufall unterliegt - was dem künstlerischen Zeichnen dienlich ist...


Den Zeichenfehler am Nasenflügel bitte ignorieren! Werde nächste Stunde noch einmal konzentrierter darauf eingehen. Wichtig ist zunächst einmal zu sehen, dass es diagonale Strukturen im Profil gibt, die zu organisieren und platzieren helfen. Wie, werde ich nächste Stunde genauer zeigen.



Die Folien der letzten Stunde bitte noch einmal daraufhin anschauen. Hier sind die diagonalen Strukturen am Schädelmodell ziemlich zutreffend markiert:




In der kommenden Stunde wiederhole ich kurz bis zu diesem Punkt, gehe noch einmal auf die Platzierung der Einzelheiten wie Auge, Mund, Nase und Ohr ein und werde demonstrieren, was im kommenden Semester weiter und vor allem tiefer und genauer erarbeitet wird: 
Die dritte Dimension, 
Plastizität, 
Konstruktion der Einzelheiten im Zusammenhang mit Knochenbau und Muskulatur,
Mimik, Emotionen 
Unterschiede Mann/Frau, Jung/Alt, Ethnien.

Eines noch, das mir gestern Abend erhellend klar geworden ist:
Achtet mal darauf, mehrfach war gestern ein im Hintergrund gerauntes "ist ja viel zu groß gezeichnet" oder "ist da doch nicht" zu hören, was sich dann aber im Nachhinein im Gesamtblick auf die Zeichnung als einigermassen stimmig erwies.
D.h. hier liegt oft einer der Gründe für missglückt proportionierte Zeichnungen, dass wir meinen, unseren Augen oft nicht trauen zu können und dann auf Grundlage unseres Vorwissens (bzw. eigentlich Vorunwissens, das aber mächtig symbolisch ist) korrigieren, um uns am Ende dann aber über seltsam gnomige Gestalten zu wundern.

Dabei:
Die Ohren sind oft wirklich recht groß.
Die Augen oft sehr viel kleiner als gedacht,
die Schädelflächen groß und scheinbar leer,
die Nase gerne ein beachtliches Objekt prominenter Gestalt...

Beispiel: Der Schauspieler Christian Redel im gestrigen  "Spreewaldkrimi"




Schlussendlich:

Wer es mit dem Menschenzeichnen und später sogar Porträtzeichnen ernst meinen sollte, dem empfehle ich unbedingt, sich ein Schädelmodell anzuschaffen und dieses so oft wie möglich aus allen Blickwinkeln wie gezeigt zu studieren.
Preiswerte Plastikabgüsse eines Schädels sind über die Website Skelett24.de oder über amazon.de
für unter 50 € erhältlich.

Was Bücherempfehlungen anbelangt, möchte ich euch auf kommendes Semester vertrösten, da es mir ein besonderes Anliegen ist, hier eine begründete Auswahl vorzustellen. Es gibt zu viel Mist und es gibt Grossartiges in manchmal schlimmer Gestalt, wie z.B. den bereits vorgestellten Bammes (z.B. "Menschen zeichnen"), den man m.E. gerne anschaut, aber weniger gerne liest...
Ich werde euch einiges vorstellen, bis dahin übt lieber häufiger aber auch nicht mehr als das, was wir bisher erarbeitet haben ;-)

Dienstag, 17. November 2015

16.11.2015 - Menschen zeichnen: Analytisch zeichnen 2

Wie versprochen, die Folien sofort, Text folgt pöapö...

Kurzfassung:

- Sudeln, Skribbeln, Blindzeichnen und Drahtmodellstudien an der Vorlage der "Bella Principessa".
- Demo Schädelaufbau und Vergleich mit dem gezeichneten Profil der Principessa
- Zeichnen der Seitenansicht des konkreten Schädelmodells.

FAZIT:
Mit dem Gesudel/Stifterkundung, den Skribbels, Blindzeichnungen und den Studien habe ich versucht klarzumachen, wie sich ein Zeichner auf jedes Thema auf diese Weise einstellen und vorbereiten kann.
Die Abläufe werden sich in Zukunft nicht wesentlich ändern:
Es wird immer vom Allereinfachsten zum Komplizierteren in kleinen Schritten gehen, ein Vorgehen, das ich selbst so anwende und das ich unbedingt empfehle.
Zumal ich auch gestern wieder feststellen musste, dass sich vor dem Studienobjekt immer sofort und  gerne eine Art innerer geistiger und zeichnerischer Verkrampfung einstellt, die geradezu zur überangestrengten Perfektion oder zu einem Endergebnis zu zwingen scheint...
Aber selbst auch Zeichenprofis gehen immer so vor, dass sie sich insbesondere vor schwierigen Zeichenaufgaben erst einmal locker skribbelnd und dann erst nach und nach an die Details des Objekts heranarbeiten.
Dieses Vorgehen werden wir auch in der kommenden Landschaftszeichnung und dem Stilleben anzuwenden üben.

Folien des Abends:






















Profilbilder der Teilnehmer, nah:










UNTERWEGS - Von 2011-2022 / Graphic Novel "Unterwegs - 8 authentische Stories" und Ausstellung "Urban Sketching" im Horber Kloster vom 9.9. - 2.10.22

 Ausstellung HORB 9.9. - 2.10.22 GEZEICHNETE REISEBERICHTE - AUSSTELLUNG "Urban Sketching" im Horber Kloster vom Fr. 9.9. - So 2.1...