18.10.21, 2. Abend: Basics, diesmal aber BLIND: Figur und Umgebung(en)

Technik und Material: Füller, Feder, feine Stifte, gerne auch farbig.

Thema: Figuren - Figurengruppen

Materialien:

Heute 11.10.: A4-Blätter, Bleistift, Pinsel, Aquarell- oder Gouachefarbe (1 Farbe reicht).

Ab 18.10.: Farbstifte, Federn, Füller, Aquarell- und Gouachefarben.

Ein Skizzenheft oder - Buch mit mindestens 30 Seiten - aber gerne auch mehr!

PRAXIS

(teils online, teils während der Woche)

Total kurz gefasste Wiederholung/Erklärung, was eigentlich Blindzeichnen bedeutet und wie es sinnvoll beim Urban Sketching eingesetzt werden kann:

Zeigen:

Dazu mutmachende Links zu einer Zeichnerin, die in Bahn und Cafés Menschen zeichnet, was mit dem Blindzeichnen ganz besonders unauffällig möglich ist:

/ Links:

Mutmachend, unterwegs blind zu zeichnen:

LINK: https://inesudelnow.com/2019/07/04/s-bahn-skizzen-60-blind-zeichnen/

LINK: Dazu auch wichtig: Zeichnen in Cafés

Erste praktische Übung 1 (zeigen, dann nachmachen, dann erklären):

Symmetrie-Übung: Ein Gesichtsprofil linker Hand wird rechter Hand zeichnerisch gespiegelt. Es soll euch aufgefallen sein, dass ihr beim Nachzeichnen des Profils plötzlich nicht mehr daran interessiert seid, was genau ihr zeichnet (Stirn, Nase, Mund, Kinn), sondern wie die Linie, die Form, die Richtung der Spur beschaffen ist.

Diese triviale Übung zeigt euch im Kern, worum es beim Sehen mit dem Sehsinn geht, dem es gleichgültig ist, was er sieht, aber absolut interessiert, wie es ist, was er sieht.

Zweite praktische Übung: Fälschertrick

Eine Zeichnung Picassos eines Frauenkopfes haben wir kopiert, indem wir die Vorlage auf den Kopf stellten und in kleinen Abschnitten von oben nach unten nachzeichneten. Hierbei ist es wichtig, dass ihr beobachtet, dass euch das reine Sehen und Nachzeichnen so lange problemlos gelingt, wenn ihr völlig neutrale, bedeutungslose Liniengestaltungen nachvollzieht, sobald aber eine Form deutbar wird (Mund z.B) euch so etwas wie ein einschüchternder Reflex verunsichert und zaudern läßt oder eine euch geläufige symbolische Formel einfällt für "Mund", die euch das Benannte und Identifizierte nicht mehr genau anschauen läßt. Das ist das große Problem beim Zeichnen generell ! Oft übernimmt dann das kulturell geprägte Vor-Wissen oder Vorurteil den Part der Wahrnehmung - was wir nächste Stunde genauer betrachten werden.

Eine Vorlage auf den Kopf zu stellen, ist ein alter Trick von Fälschern, da das verkehrte Bild fremd erscheint und man eine zeitlang nicht von der Bedeutung des Dargestellten gefangen genommen wird.

Dadurch kann man eine Vorlage besser als das sehen, was sie ist, als ein Gebilde aus unterschiedlich geformten Linien!

Und genau darum geht es beim Sehen des Sehens, also dem Blindzeichnen.

Das ist ein Beispiel von der Mittwochsgruppe, die diese Übung mit einer Picasso Zeichnung machte.

Wir machen das zunächst mit einer bekannten Menschendarstellung:

Und jetzt mit dem Thema der heutigen Stunde: Figur und Grund

Was ihr gerade praktisch erlebt habt, ultrakurz erklärt:

Ursus Wehrli zum kulturell bestimmten Ordnungszwang:

Dritte praktische Übung, KONTUREN SEHEN: "Portrait der linken Hand", Konturzeichnung. (zeigen, nachmachen, erklären) 10 min

Wichtigste Infos dabei:

- LANGSAMKEIT hoch drei!

Wie es geht:

- Stift auf Blatt aufsetzen, weiter aber nicht mehr aufs Blatt schauen beim zeichnen

- die KONTUR der Figur mit dem Auge erfassen, langsam dabei mit dem Blick fortfahren und den Stift mit der Bewegung des Blicks synchronisieren.

- Jede Beule, Delle und Zacken registrieren!

- Nicht den Stift absetzen!

- Nicht auf das Zeichenblatt schauen

Vierte Übung:

Wie vorhin mit der Einzelfigur und gerade mit der Hand nun auch mit einer

Menschengruppe!

1. Achtet zunächst nur auf die Grenze von Silhouette gegen den hellen Grund und zeichnet die Konturlinie der gesamten Gruppe! Der Trick hierbei ist es, nicht die Gruppe genau zu betrachten, sondern die Kontur der leeren Fläche!! Das ist der sog. Figur/Grund-Trick.

Gleich üben!

2. Dann füllt ihr die Gruppe mit Farbe, einfarbig

Ihr erhaltet eine sogenannte Figur/Grund-Komposition, die sehr wirkungsvoll einsetzbar ist.

3. Zeichnet nun noch einmal eine Menschengruppe und verfahrt nun umgekehrt, indem ihr das Aussenherum einfärbt und die Gruppe weiß lasst.

4. Dann setzt in der Gruppe flächige Akzente, die Gliedmassen und/oder Details wie Brillen, Hüte, Stöcke, Taschen andeuten: Schon habt ihr eine lebendige Menschengruppe in der Stadt!

Spielt diese Übung während der Woche mit allerlei Einzelpersonen und Gruppen durch.

Erfindet in einfachen Andeutungen von Architektur und Gegenständen wie Schildern, Laternen, Schriftzeichen, Mobiliar (Stühle, Tische, Bänke) eine plausible Andeutung von Umgebung.

Praktische Übung, während der Woche zu machen:

Sammelt/Sucht Abb. von Menschen-Gruppen-Silhouetten, die ihr mit der gezeigten Figur/Grund Komposition BLIND zeichnet und diese Gruppen dabei unbedingt in Andeutungen von einfachen RAUM-ELEMENTEN unterbringt.