Montag, 31. Mai 2021

31.5.21 und 7.6.21, Runde April/Mai 21, Abend 4 und 5 : Pinsel und Pinselarbeit. Nass-in-Nass

1 Techcheck

2 Stand der Dinge Urban Sketching  / Letzte Stunde: Erfahrungen, Umsetzung, Fragen

kurz: urban sketching ist immer eine aufs Knappste gebrachte Kunstform: Wenig Ausrüstung, wenig Material, schnell gepackt, schnell reaktionsfähig => ist keine Atelierkunst, für die man Zeit hat und Aufwand betreiben kann - und auch nicht mehr muss!

Nach x-Monaten UrbSketching: Was haltet ihr mittlerweile davon? Hat es euch herausgefordert und weitergebracht?

WICHTIG, auf den Kurs und künftige Runden bezogen:

- Was habt ihr erreicht? 

Was fehlt euch noch? 

Was soll noch kommen?

Urban Sketching Online oder Offline: 



Unsere nächste Runde beginnt gleich schon am kommenden Montag 14.6. und geht bis Mo 12.7.21

Sie kann je nach Situation der Pandemie und des Wetters hoffentlich ein Mix aus Zoom und Exkursion nach Nagold oder Hochdorf sein. 

Thema: Praktisches zum Urban Sketching vor ORT: 

- Was brauche ich unterwegs? KISS - Methode

- Wie fange ich an? Ausschnitt, Aufteilungen, Perspektive und Komposition

- Tips und Tricks zur Verbindung von Zeichnung und Malerei vor Ort: Skizzieren und Aquarellieren als schnelle Studien


3 Aufgaben, Besprechung der Einsendungen (am 31.5. erledigt)























4 Noch einmal zur vergangenen Stunde:

Was mich zu der Auseinandersetzung mit der Pinselspur bringt:

- Es gibt keine Lehre vom Pinsel und dessen Gebrauch, nicht als Buch, nicht als Lehrinhalt. Seltsam eigentlich.

- Die in der modernen Malerei spätestens seit dem Impressionismus entwickelte Aufmerksamkeit der Spur gegenüber, losgelöst vom Gegenstand (autonome Malerei), könnte allerdings Anlass geben, sich mit der Qualität der Pinselspur zu beschäftigen. Oft ist sie allein schon Thema genug. Siehe Abstrakter Expressionismus, Action Painting, Tachismus, Essentielle Malerei usw.

- Die Entdeckung, dass der Gebrauch des Instruments einer "Kultivierung" bedarf, für die es noch keine Sprache gibt, die aber in den Bildern sichtbar wird. Stichworte:  Persönlichkeit. Authentizität. Unmittelbarkeit.


DAZU unbedingt abschließend Oskar Kollers Bilder zeigen!

Noch einmal kurz zum SUMI-E Pinsel

Grundhaltungen und was wir daraus lernen können :

Übung 1
Ansatzarten. Ansetzen auf verschiedene Weise.

Übung 2
Lockerung und Anspannung in der Bewegung: 
Pinselspur als bewußte Auseinandersetzung mit der Spur selbst (die alles darstellen kann) - einfach gesagt: Umgekehrt denken und sehen: Nicht schauen, wie man den Pinsel dazu bringen kann, Pflanze (oder Wolke oder Mauer...) zu werden, sondern schauen, was der Pinsel in seiner Spur sein kann, nämlich Pflanze, Wolke, Mauer.

Übung 3
Absetzen, Ausfahren, Aufhören


Übertrag auf den Rundpinsel

- Kano Blatt, DEMO Rundpinselspuren;  BELLY-Spur auch als Drybrush-Spur

Übung 4:

Rundpinsel An- und Absatzspuren (siehe Chart von Dr. Kano oben, Release Up&Down / Leaf) 



Nass - in - Nass - Techniken


- PINSEL:
Verwaschpinsel / Mop / Rundpinsel

Weitere Werkzeuge:
Tempo / Küchenrolle ,  Schwamm

ggf. für Effekte: Küchensalz, geknülltes Papier, Küchenfolie

- PAPIER:
Papier möglichst ab 300g/qm aufwärts. Papier möglichst aufgespannt oder rundum verleimt im Block lassen, um Wellen oder Aufwerfen zu vermeiden. Noch nicht vorfeuchten!

- FARBEN:
Heute halten wir den Farbkasten zunächst bewußt übersichtlich:
1 Gelb (Turners wer hat, Indischgelb / Kadmiumgelb)
1 Rot (ein transparentes wie Zinnober hell vs Kadmiumrot, das deckend ist)
1 Blau (Ultramarin oder Kobalt oder Coelin)

+ Terra di Siena / Neutralgrau / Kobaltgrün PG19 

Eigenschaft: G !

Was bedeutet das und warum ist das vor allem für Naß-in-Naß bedeutsam?
Wir schauen uns kurz die Eigenschaft an in der Schminke-Farbtabelle...
Ich zeige besonders gut granulierende Farbtöne wie Waldgrün = Kobaltgrün PG19+Mahagonibraun PBr33, Kobalttürkis, Ultramarin frz.

Es gibt auch Hilfsmittel zum Granulieren auch nicht granulierender Farben.

Wichtige Vorbemerkungen vor der Praxis:

- Unterschied Lasur und Lavage: 
Lasur=Kontrolle
Lavage=Kontrollverlust = Improvisation und Risiko > Der Künstler nennt das am Besten DIALOGISCHES MALEN, dh. annehmen, was gerade passiert und das Beste daraus machen lernen. Oft überrascht das Ergebnis - wenn man dafür offen wird!

- Die NiN-Technik ist deshalb nicht die Einfachste Technik der Malerei! 

Es gibt eine kontrollierte Version der Lavage
Hatte ich ja bereits schon ein paarmal gezeigt: Mit Lavierung zum perfekten Farbverlauf


Das Wort lavieren leitet sich vom italienischen Begriff lavare für waschen ab. Wie der Begriff also schon vermuten lässt, handelt es sich beim Lavieren um eine Nass-Technik.


Anders als beim Lasieren, werden bei dieser Technik keine vollen Schichten über einander gelegt. Vielmehr lassen sich durch diese Maltechnik 
kontrollierte oder freie  Farbverläufe erzeugen. Dafür werden Farben, egal ob Acrylfarben oder Aquarellfarben, verdünnt.
Damit lassen sich besonders gut Hintergründe, wie zum Beispiel Himmel, gestalten. 

( Mit Ultramarin und Terra di Siena gebr. Demo ggf)


Ähnlich wie bei der Lasur, bestimmt Ihr die Konsistenz und den Grad der Verdünnung. Um einen guten Farbverlauf zu erzielen, kommt es auch darauf an, welchen Pinsel Ihr für Eure Arbeit nehmt. Lavierungen gelingen mit einem Verwaschpionsel oder breiten Flachpinseln (zeigen: sog. Hake Pinsel)


Beginnt die Lavierung, in dem Ihr den Pinsel in die verdünnte Farbe tunkt. Wenn Euer Pinsel genug Farbe aufgenommen hat, streicht diesen waagerecht über Euer Zeichenpapier. Haltet das Papier am besten in einem Winkel von ca. 30°, d.h. nicht zu steil, nicht zu flach,  ein dickes Buch o dgl kann hilfreiche Unterlage sein.


 Zieht nun, ohne erneut Farbe aufzunehmen eine zweite Linie, welche mit der ersten am unteren Ende überlappt. Ist die Linie gezogen, wascht den verwendeten Pinsel aus. Mit diesem zieht Ihr nun weitere Linien, ohne Farbaufnahme. Zieht immer weitere Linien bis keine Farbe mehr verteilt wird und das blanke Papier sichtbar ist. 

Die fertige Lavur dann liegend trocknen lassen, um ein ungewolltes Verlaufen der Farben zu vermeiden. 

Ihr könnt diese Technik aber auch hervorragend für andere Zwecke verwenden. Wenn Ihr eine Tusche-Zeichnung kolorieren wollt, hilft Euch diese Art der Malerei dabei. 
Die so erzeugten Farbflächen wirken fließend und leicht, anders als oftmals voll eingefärbtes Farbfeld. 

Dazu Claudes oder Tiepolos Lavagen zeigen:




Zur Einstimmung:

Klaus Fußmann Aquarelle (Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Fußmann)










7.6.21: Kurz zu OSKAR KOLLER:












Die Nass-in-Nass-TECHNIK und urban sketching:

Urban sketching ist immer eine aufs Knappste gebrachte Kunstform: Wenig Ausrüstung, wenig Material, schnell gepackt und was ist vom Künstler gefordert: schnell und reaktionsfähig zu sein => ist keine Atelierkunst, für die man Zeit hat und Aufwand betreiben kann - und auch nicht mehr muss!

Die sog. Nass-in-Nass Technik ist immer eine schnelle, improvisierende Technik, die insbesondere darauf abzielt, die Kontrolle über das Ergebnis gezielt aufzugeben und auf das Geschehen zu reagieren. Also eine Technik des Abenteuers und des Risikos - andererseits aber perfekt geeignet für das urban sketching!

Überraschenderweise braucht es dazu ganz besonders einen PLAN, der so etwas wie einen "gesteuerten Zufall" ermöglicht, indem man an eine möglichst einfache Idee einer Komposition als Grundlage hat, die man als Ordnungsfigur bewahren sollte (s.o. Fußmann!)


Einige Vorsichtsmassnahmen und Hilfsmittel sind nötig:

- Papier dick und gut aufgespannt - oder bewußt in Kauf nehmen, dass es mitgestaltet!

- Details immer erst spät einkalkulieren, wenn schon ein Trocknungsprozess stattgefunden hat.
Im Atelier hilft da ein Föhn, unterwegs der Wind oder eine Menge Papiertücher.

- Überschüssiges Wasser kann man mit trockenen Pinseln wieder aufnehmen!

- Farbenanzahl gering, weil dadurch die vorzeitige Versumpfung/Vergrauung verhindert wird.
 Die Farben funktionieren am Besten, wenn sie möglichst nicht komplementär, sondern benachbart sind!


 Beobachtungs-Übungen:


Setzt willkürlich unterschiedlich vorgenässte Flächen (experimentiert mit Flächenformen!),
in die ihr:

- Einmal komplementäre Farben von entgegensetzten Seiten einströmen lässt (Rot/Grün. Blau/Orange)

- Dasselbe mit verwandten oder benachbarten Farben: Rot/Orange. Rot/Violett. Gelb/Grün.

Achtet dabei darauf, ob ihr ein kaltes oder warmes Pigment jeder Sorte benutzt - es kann ja überraschend doch zu Vergrauungen kommen - hier liegt eine Erklärung...

Eine mögliche Technik kann das gezielte vollflächige oder teilflächige Anfeuchten des Papiers sein.


Ein paar Übungen dazu:

1. Supersimple Beobachtungsübung:
Setzt großzügige unverbundene Flächen mit nassem Verwaschpinsel, richtige Pfützen, in die ihr unverdünnte Farbe vorsichtig einbringt. Probiert das mit einigen verschiedenen Farben aus und beobachtet die Fliessgeschwindigkeit und die Bereitschaft  > ein wichtiges Pigmentkriterium!


2. Simple Vorzeichnung mit 2,3 aneinander stossenden Flächen (wasserunlösliche Tusche, Fineliner oder sehr feine Bleistiftvorzeichnung).
eine Farbe: Malt eine Fläche bewußt in der üblichen Trockentechnik an. die andere Fläche, nachdem ihr sie mit frischem Wasser unsichtbar angefeuchtet habt. Beobachtet das Verhalten.


























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